27.04.2025

Die unweigerliche Erinnerung, dass über was auch immer kollektivierend zu schreiben dumm ist. Die Jahresausstellung an der HFBK war langweilig und kleinbürgerlich. Alles da? Keine Ahnung, denn in vielen Räumen war ich gar nicht. Die jungen Künstler*innen sahen alle aus, als würden sie vor den Spiegeln im Metaverse leben. Alle? Nein, sicher nicht alle. Manche sahen toll aus. Was folgt daraus, wenn ich so rumrotze. Nichts, denn erstens liest hier niemand mit; und zweitens, das hat Pohrt erwidert, wenn er mal wieder einen seiner Texte gegen Kritiker verteidigen musste, die ihm vorwarfen, er missbrauche seine publizistische Macht: Ich habe meinen eigenen Kopf und mein eigenes Herz und meine Disziplin und mein Talent. Ich habe aber kein Eigentum, ich schreibe von einer Position aus, die keine der Herrschaft ist. Ich mache, was ich für richtig halte. (Ich muss hier für mich ergänzen: Ich habe nur ein bisschen eigenen Kopf, nur ein bisschen eigenes Herz, sehr wenig Disziplin und Talent. Ich bin da aber dran. Und: Anders als Pohrt werde ich vom Staat bezahlt. Zumindest aktuell.) Ich schweife sehr ab. Was war die Erinnerung? Ich schreibe selbstgewiss über eine langweilige Ausstellung, ein oder zwei Tage später entdecke ich ein kleines, bei Sukultur verlegtes Buch einer Absolventin eben dieser HFBK, Jenny Schäfers „Arbeitstage“. Da stehen schöne Sätze drin. Sie ist dort am besten, wo sie mit müden Augen wach die Dinge beobachtet. Dort nicht so gut, wo sie politisch wird. Darin erkenne ich meine Texte wieder. Wenn ich sie wiederlese, öden mich meine politischen Stellungnahmen an. Wie in den soziologischen Texten: Dort, wo ich konkret bin: gut. Dort, wo ich Habitus oder gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse schreibe: shit. Lieber eine einzige Installation dieser Ausstellung zerpflücken als so lächerlicher Gott-Gestus. Oder die Klappe über die Ausstellung halten und Jenny Schäfer lesen. Laptop zuklappen und ins andere Zimmer zu E. und T. gehen und dann in die Sonne.