Bereits die Formulierung „Zum Weltgeschehen habe ich nichts zu sagen“ (03.05.) ist lächerlich. Precht würde so etwas von sich geben. Und erwartungsvoll mit den Augen klappern. Bis irgendein Redakteur anruft und sagt: „Aber das Weltgeschehen braucht Sie!“ Halb ironisch und doch ganz ernst.
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Lese Popitz („Wege der Kreativität“) und endlich die Triologie Despentes‘.
„Aber natürlich sind alle links … das wird ihnen schon vergehen. Jeder streckt sich nach der Wurst so einfach ist das. Jetzt, wo die mitkriegen, dass die Subventionen bald von den Ultrarechten kommen, ich wette, was du willst, dass sie ratzfatz den Ton ändern – dieses Pack hängt doch immer das Mäntelchen in den Wind. Gib ihnen vier, fünf Jahre, dann präsentieren dir dieselben, die heute das Lied des armen Flüchtlings singen, Meisterwerke über jüdische Banker, diebische Roma und gierige Russen. Sie passen sich an, da mache ich mir keine Sorgen.“
Das lässt Despentes einen rechten Kumpel Vernon Subutex‘ sagen. Da spricht ein bitterer, rechter Drehbuchautor. Was er sagt, ist nicht ganz falsch. Der Opportunismus der Sprösslinge ist atemberaubend. Meine eigene Hemmung klar zu denken und zu sprechen auch. Ich erinnere mich an einen Workshop, an dem K., Professorin für Soziologie und Kriminologie, teilnahm. Wir stimmten in wesentlichen Punkten überein, aber sie störte meine Sprache mit Netz und doppeltem Boden. Die gleiche Reaktion kam von L., Professorin für Soziologie, und B., Professorin für Soziologie sozialer Differenzierung und Soziokultur. Alle drei Anfang der 60iger geboren, in den 70- und 80igern politisch sozialisiert. Und in den 20igern des sogenannten Neuen Jahrtausends? Die Schnauze voll. Von was? Das, um das sie kämpfen mussten, ist eine Karte im Machtspiel geworden. Die von denen gespielt wird, die „bespielen“ sagen und das auch so meinen. Ich bespiele das Thema soundso, ich bespiele das Thema soundso. Und als Ratschlag an die jungen Forscher*innen: Das Dekanat muss wissen, dass du sprechfähig bist.
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Der Himmel ist wolkenverhangen. Die Elstern verjagen eine Krähe.
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Meine Sätze zerfasern wie zu lange gekauter Kaugummi im Mund.