12. April 20
Auf dem Geländer meines Balkons landen ein Amselweibchen, ein Amselmännchen und eine Taube. Sie fressen die Körner, die ich verstreue und werden jeden Tag zutraulicher. Eine Meise fliegt in das Zimmer und setzt sich auf die Couch. Der Raubvogel dagegen kommt nicht mehr.
In einem der Nachbargärten versuchen Mutter und Vater, und ab und an ihr Sohn, einem jungen Hund Gehorsam beizubringen. Die Frau ruft: „Early, apport!“ Aber noch ist der Hund nicht versaut und kackt lieber in den Garten.
Einen Garten weiter, der zu einer Villa gehört, die unverbunden inmitten der 60iger Jahre Häuschen steht, mäht ein Mähroboter das Gras.
Am Ostersonntagmorgen, als ich in zwei Decken gehüllt um sieben Uhr auf dem Balkon frühstückte, war das elektrische Summen der Maschine das einzige Geräusch. Erst war mir das Summen gleichgültig, dann bohrte es sich in meinen Kopf, bis die um die Hausecke wandernde Sonne das Summen still stellte.
Später saß ich auf einem Hügel und las. Die Wolken schoben sich ineinander, doch bildeten nie eine geschlossene Decke. Immer wenn ich vom Buch aufblickte, war Licht, wo vorher keines war.
Auf dem Weg nach Hause tanzte ein Mädchen auf dem Fahrradweg. Sie bemerkte mich nicht, aber ihre beiden Schwestern hatten gesehen, dass ich sie beobachtete. Sie lachten und als das Mädchen begriff, warum ihre Schwestern lachten, hielt sie inne, entschied, dass nicht Tanzen, sondern Innehalten albern ist, tanzte weiter und lachte mich an, als ich an ihr vorbeifuhr. Ihr ganzes Gesicht war Glück.